Die Reihe Limbus Lyrik im Porträt
Das Jubiläum im Jubiläum: 50 Bücher in der Reihe Limbus Lyrik
Von Erwin Uhrmann
50 Lyrikbände sind es also schon, genau genommen 51, von 34 Autorinnen und Autoren. Im Herbst 2016 erschien der erste offizielle Band der Reihe Limbus Lyrik, Stephan Eibels unter einem himmel.
Im Jahr davor hatten der Verleger und ich uns auf der Frankfurter Buchmesse darüber unterhalten, dass es kaum Lyrik in österreichischen Verlagen gebe. Er meinte spontan, das könne man ändern, und fragte mich, ob ich nicht Herausgeber einer neuen Reihe sein wolle. So schnell ist es gegangen, so einfach war es. Nach dem ersten Lyrikband hatten wir Lust auf mehr, also erschienen im Frühjahr 2017 schon zwei Bände, und im Jahr darauf änderte sich die Taktung noch einmal, auf drei Bände pro Saison, also sechs pro Jahr – und in manchen Jahren sogar noch mehr. Trotz Pandemie, Papierpreiserhöhungen und anderer Unwegsamkeiten blieb der Verlag konsequent. Die Lyrik behielt ihren Platz.
DICHTER*INNEN AUS UNTERSCHIEDLICHEN GENERATIONEN
Oft wurde ich gefragt, wie das gehe, warum der Verlag das mache, ob es nicht eine kurzfristige Erscheinung sei, die schnell wieder enden könne. Doch Limbus ist in puncto Literatur niemals Kompromisse eingegangen. So ist es kein Wunder, dass im 20. Jahr des Bestehens dieses Verlags das junge Lyrikprogramm schon auf 51 Bände angewachsen ist. In den vergangenen Jahren hat sich um den Limbus Verlag eine neue, äußerst aktive Lyrikszene entwickelt. Dichterinnen und Dichter aus unterschiedlichen Generationen haben sich darin vernetzt. Ein Diskurs ist entstanden, in dem Fragen von Form und Inhalt, von Relevanz und Brisanz zeitgenössischer Lyrik verhandelt werden – in der aber auch die Lebensumstände von Dichter*innen, also existenzielle Fragen Thema sind. Limbus Lyrik ist eine Szene, in der es regen Austausch gibt.
ABSEITS VON FESTGELEGTEN LITERARISCHEN KORSETTEN
Nicht selten bekam ich die Frage gestellt, wie ich die Reihe einschränken würde, auf welchen Nenner ich sie als Herausgeber bringen würde. Die Antwort ist immer dieselbe: Von Anfang an ist die Reihe Limbus Lyrik der Vielfalt gewidmet gewesen, geschuldet den vielen unterschiedlichen Ansätzen und Positionen zeitgenössischer Dichtung. Die 51 Lyrikbände, die in den vergangenen neun Jahren entstanden sind, haben auch auf die Lyrikproduktion gewirkt, in einem äußerst positiven Sinn. Autor*innen hatten plötzlich die Sicherheit, dass ihre Lyrik publiziert wird, dass sie nicht als Randprodukt betrachtet wird.
Die Zeit, in der wir leben, lässt sich am ehesten durch die Literatur begreifen. Abseits von festgelegten literarischen Korsetten gibt es in der zeitgenössischen Lyrik eine formale und thematische Vielfalt, in der auch Antworten zu finden sind. Ob es sich nun um künstliche Intelligenz, aktuelle Kriege und Krisen handelt, um Soziale Medien oder um die großen Fragen von Existenz, Tod und Liebe – in der Reihe Limbus Lyrik wird eine Form dafür gesucht