Ralf Schlatter
43’586
Ein Schweizer Decamerone
Einer schreibt, dass er träumt, er lande mit fünf anderen auf einer einsamen Insel und beginne eines Abends am Lagerfeuer, eine Geschichte zu erzählen, von elf Menschen, die einer Frau, die im Sterben liegt, eine Woche lang Geschichten erzählen. Geschichten vom Glück, von der Liebe, von wahrer oder falscher Freundschaft, vom wahren oder falschen Leben, vom wahren oder falschen Ich, von der Zeit und ruhig auch vom Tod. Und los geht der Reigen. Wie eine Bergwanderung über Pässe eröffnet Ralf Schlatter immer neue Horizonte und faltet seine Welt vor uns auf, eine Welt voll von wilder Fantasie, magischem Realismus, poetischer Bildsprache, tieferem Sinn und höherer Komik.
43’586 ist eine augenzwinkernde Hommage an Boccaccios Decamerone, entstanden notabene unter dem Eindruck der Pest-Pandemie. Und wie bei Boccaccio wird auch hier in erster Linie das Leben gefeiert. Und immer unter der Oberfläche hervorschimmernd: die lebenserhaltende Notwendigkeit des Erzählens an sich – und das Spiel damit. Bis dem Erzähler buchstäblich die Wörter ausgehen.