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Erwin Uhrmann über die Lyrikreihe im Limbus Verlag – Ein kurzes Resumee

Ein Interview mit dem Herausgeber der Lyrikreihe
Von Bernd Schuchter
Im Limbus Verlag sind bisher acht Lyrikbände erschienen, davon fünf in der neu gegründeten Reihe „Limbus Lyrik“. War unsere Einschätzung richtig, dass es sorgfältig betreute und gestaltete, dabei günstig zu erwerbende Lyrik braucht?

Wir brauchen unbedingt mehr Lyrik. Manche Verlage publizieren zwar Gedichtbände, aber meist in sehr unregelmäßigen Abständen. Ein formales und inhaltliches Konzept dafür hat – in Österreich zumindest – gefehlt.
Lyrik kann mehr noch als Prosa ein täglicher Begleiter sein, geistige Nahrung. Die Bücher der Reihe Limbus Lyrik, die wir konzipiert haben, erfüllen diesen Zweck. Sie sind formal so gehalten, dass sie in jede Tasche passen. Man kann sie mitnehmen und immer wieder darin lesen. Ich kenne auch viele Menschen, die die Bücher als Begleiter nutzen. Wie immer man sie auch nutzt: Entscheidend ist der Inhalt. Die Reihe präsentiert relevante Lyrik, die sich der Gegenwart kritisch stellt.

Was bewirkt die Reihe?

Lyrik ist nicht vom kapitalistischen Mainstream erfasst, weil sie einfach keine klassische Bestsellerliteratur ist. Das hat auch große Vorteile: Lyrik ist viel freier als jede andere Literaturform. Ich würde sogar so weit gehen und sagen: freier als jede andere Kunstform. Kunstfreiheit, Meinungsfreiheit, Pressefreiheit sind von den aktuellen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen gefährdet, oder anders gesagt: Ich stelle fest, dass diese Freiheiten, für die in der Vergangenheit gekämpft wurde, weil sie das Wichtigste sind, was wir haben, heute leider immer mehr in den Hintergrund geraten und in der Öffentlichkeit nicht mehr so relevant sind. Die Lyrik aber ist eine Bastion der Freiheit, und das sollten wir auch verteidigen.

Wie waren die bisherigen Reaktionen auf die Lyrik-Reihe, die du von Lyrikerinnen und Lyrikern bekommen hast?

Für Autorinnen und Autoren ist Lyrik natürlich sehr wichtig, nicht nur für die, die selbst welche schreiben. Eine Tatsache, die ich in den letzten Monaten auch festgestellt habe: Es gibt sehr viel sehr gute unpublizierte Lyrik. Eine andere Tatsache: Es könnte weit mehr Dichterinnen und Dichter geben, also AutorInnen, deren Hauptfokus auf der Lyrik liegt. Da ist eine neue Lyrik-Reihe sehr willkommen!

Wie ist die Reihe bei Presse und Buchhandel wahrgenommen worden?

Teilweise ist die Reihe schon sehr gut wahrgenommen worden. Jetzt, wo die Öffentlichkeit sieht, dass wir es ernst meinen und vier Bücher pro Jahr publizieren, sich also eine konsequente und inhaltlich hochqualitative Programmatik abzeichnet, ist zu spüren, dass wir ernst genommen werden.

Hat sich in deinen Augen die Kombination von Lyrik und bildender Kunst oder Fotografie bewährt?

Diese Kombination hat sich sehr gut bewährt. Es macht natürlich nicht immer Sinn. Wenn aber Lyrikerinnen gerne mit Künstlerinnen zusammenarbeiten, dann kann das Ergebnis sehr spannend sein. Manche Autorinnen, wie Lydia Steinbacher, haben ihren Band sogar selbst illustriert. Offenheit ist diesbezüglich das Wichtigste. Die Lyrik-Reihe hat zwar eine Linie, aber diese kann immer wieder einmal verworfen werden. Regeln sind dafür da, um gebrochen zu werden.

Wie sehen die nächsten Programme aus? Was für Pläne und Ziele verfolgst du als Herausgeber der Lyrik-Reihe?

Derzeit ist die Reihe in einer sehr spannenden Phase. Viele Autorinnen und Autoren melden sich mit enorm interessanten Lyrikmanuskripten. Als Herausgeber ist es entscheidend, mit der Lyrik ein Statement zu setzen, einen Raum zu öffnen, der sich mit Romanen nicht öffnen lässt, eine kritische und wache Stimme zu bleiben und dem Eigenständigsten, das es in der Literatur gibt, eine Bühne zu geben. Das Gute an der Zusammenarbeit mit dem Limbus Verlag ist, dass es hier keine Zwänge gibt. Hier darf die Lyrik atmen.

 

Der Reihe Limbus Lyrik

Limbus Lyrik widmet sich konsequent der zeitgenössischen Lyrik. Die neue, hochwertig gestaltete Lyrikreihe präsentiert regelmäßig sowohl bekannte als auch völlig neue lyrische Positionen. Sie feiert das Comeback der Lyrik, die in den vergangenen Jahren nur wenig am Buchmarkt zu finden war, und wagt sich an eine Bestandsaufnahme aktueller Lyrik. Um der Reihe und den AutorInnen die größtmögliche Offenheit zu ermöglichen, gibt es keine thematischen und formalen Eingrenzungen.
Im Raum steht die Frage: Was kann Lyrik heute sein? Der Bogen reicht von der konzeptuellen Ausdrucksform bis zur klaren Erzählstimme. Lyrik kann analysieren, erkennen und anprangern, sich den großen Themen widmen, klassische Formate neu definieren oder die Möglichkeiten der Sprache in ihrer Tiefe ausloten.
Ein guter Lyrikband soll auch schön und leistbar sein. Deshalb wird das Format Limbus Lyrik hochwertig gestaltet und hat dennoch einen niedrigen Preis.